Mit 50 noch mal von vorne

Nichts ist so beständig wie der Wandel (Heraklit)

Diesen Spruch hast Du bestimmt schon oft gehört und gelesen und doch ist er, mehr denn je, Ausdruck unseres aktuellen Zeitgeschehens.

Müssen wir uns jetzt wirklich wandeln? Viele Menschen sind gespalten und es gib keine eindeutige Antwort auf diese Frage. Kommt das Alte wieder zurück oder wird es nie wieder wie früher?

Wenn ich in meiner Praxis für Psychotherapie mit Menschen spreche, vor allem Menschen im Alter von +/- 50 Jahren, steht das Thema >>Existenzangst und Depression an Stelle Nr. 1<<.
Viele Menschen fürchten um ihren Job, oder haben Angst der rasanten Veränderung durch Digitalisierung und Globalisierung am Arbeitsplatz nicht mehr standhalten zu können.

Ständig neue Programme lernen, Online-Meetings, Dokumente auf mindestens 10 Plattformen um nur eine Kundenanfrage bedienen zu können, Compliance hier Compliance da. Das Wunderwort Compliance erschein manchmal wie eine leere Hülle, zumindest, wenn es um das Thema Mensch hinter all den neuen Prozessen geht.

Wo bleibt das Regelwerk für Menschlichkeit am Arbeitsplatz?

Wieviel Verantwortung trägt das Top Management im Rahmen der Mitarbeiterführung und im Sinne einer Vorbildfunktion in diesen rasanten Zeiten?
Wird die gesamte Verunsicherung der Welt in Form einer >>Verantwortungsdiät>> nach unten abgegeben?
Dürfen Mitarbeiter ab sofort seelisch-emotional verhungern, während sie panisch Geschäftigkeit vortäuschen müssen, ohne eine Idee davon, wo es im Unternehmen hingehen soll?

Die Kernfragen, die sich Mitarbeiter stellen sind: >>Was passiert mit meinem Job?<< >>Was passiert mit meinem Leben?<< >>Was passiert mit mir?<<

Die Mehrheit meiner Klienten leidet unter einer Art Identitätsverlust.
Sie fragen sich: “ist alles, was ich in den letzten Jahrzehnten für meine Firma getan habe, plötzlich nichts mehr wert?“.

Sie können es nicht fassen und haben das Gefühl, sie müssten, wenn überhaupt, noch einmal ganz von vorne anfangen, quasi eine neue Ausbildung beginnen.

Während eine Ausbildung früher>>learning by doing in überschaubarem Zeitrahmen bedeutete<< heißt es heute >> learning by doing it yourself, aber pronto und bitte schon gestern, kapiert?<<.

In manchen Unternehmen fehlt es an einer „“menschlichen“ und „menschenwürdigen“ Lern- bzw. Lehrkultur.

In seiner Not und Angst täuscht der verzweifelte Mitarbeiter, hektische, häufig ergebnisarme Geschäftigkeit vor. Natürlich geht dies zu Lasten einer fundierten Lernerfahrung. Angst ist kein guter Lehrmeister. Angst macht krank. Wen wundert es da, wenn die Personalkosten ins uferlose steigen?

In meiner therapeutischen Arbeit versuche ich Menschen, besonders den gepeinigten “Sandwich-Buddies“ (das ist nicht herablassend gemeint) im mittleren Management, ein Eigenverständnis für sich und ihre aktuelle Lebenssituation zu geben.

Für manch eine/-n fühlt es sich an, als wäre er/sie von einem ländlichen Büro-Arbeitsplatz von heut auf morgen zur NASA versetzt worden.

Die meisten suchen den Fehler bei sich und halten sich zunächst beruflich, später im Verlauf aber auch privat für völlig inkompetent. Die Verunsicherung im Hinblick auf die eigene Person ist immens gestiegen, während das Selbstwertgefühl im Keller ist.

Die Arbeit in meiner Praxis für Psachotherapie besteht darin, den Menschen Klarheit zu verschaffen, damit sie zu einer realistischen Selbsteinschätzung zurückzufinden.

Mit zunehmender Klarheit verschwindet auch die große >>Angst vor dem Unbekannten<<. Die ersten, wenn auch wackligen Schritte, können gegangen werden; eine Zukunft scheint wieder vorstellbar.

Meine persönliche Meinung ist, dass wir Menschen in Zukunft wieder mehr Eigenverantwortung übernehmen und klar über unsere Wünsche, Träume, Ziele und damit verbundene Lebensgestaltung und Lebenspraxis nachdenken dürfen. Das Leben ist zu wertvoll um schon mit 50 Jahren den Lebensmut zu verlieren.

Wenn Du oder Menschen in Deinem Umfeld ähnliche Erfahrungen gemacht haben, schreibe doch gerne einen kurzen oder langen Kommentar. Deine Meinung ist mir sehr wichtig. Ich danke Dir. Herzliche Grüße Sybille

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